Am Weg zur digitalen Asset und Maintenance Management Strategie
Andreas Dankl (dankl+partner consulting gmbh)
Nutzen und Notwendigkeit strategisch ausgerichteter Technik-Bereiche
Asset Management (Anlagenwirtschaft) umfasst alle systematischen und koordinierten Aktivitäten zur Optimierung des Ertrages, aber auch für die Erfüllung der relevanten Anlagen-Anforderungen zum Beispiel an Qualität, Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz (QSGU). Daraus abgeleitet ergibt sich die Maintenance Management Strategie, also langfristig orientierte Konzepte und Maßnahmen, die eine auf Effektivität (=Wirksamkeit) und Effizienz (=Wirtschaftlichkeit) ausgerichtete, systematische Weiterentwicklung der Instandhaltungsorganisation ermöglichen sollen. Die nachhaltige, wertbasierte Erhaltung und Verbesserung der technischen Einrichtungen eines Betriebes, sowie die bedarfskonforme Ausrichtung und Weiterentwicklung der Instandhaltungsorganisation, der angewendeten Strategien und Methoden muss sicherstellt sein.
Die Asset- und Maintenance Management-Strategie leitet sich aus den Unternehmenszielen sowie den Anforderungen der Produktion bzw. Anlagen-Nutzern und aus Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien ab. Die Anlagen-Ziele sollen unter Erfüllung aller betriebsrelevanten Anforderungen und Vorgaben zu optimalen Kosten erreicht werden.
Unternehmen mit integrierten Asset Management-Mechanismen orientieren Ihre Anlagen-bezogenen Entscheidungen an Lebenszykluskosten und dem strategischen Anlagenentwicklungsplan (“Werden sich die Rahmenbedingungen und Anforderungen verändern?“), nicht an reinen Anschaffungskosten. Im Zentrum steht die Frage, wie sich der zukünftige Bedarf der Produktion entwickelt (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Vorgehenssystematik Asset Management-Strategie
Wozu das alles? Bei einer durchschnittlichen Betriebsdauer von Anlagen in der chemischen Industrie von 50 bis 60 Jahren (das Zwei- bis Dreifache der technischen Lebensdauer) ist der Anlagenbetrieb als längste Life Cycle-Phase von zentraler Bedeutung. So haben Analysen in der Chemieindustrie gezeigt, dass die laufenden Betriebskosten (inkl. Instandhaltungs- und Optimierungskosten) ca. dreimal bis fünfmal höher sind als die Investitionskosten.
Moderne Instandhaltungsorganisationen sind nicht Kostenfaktor, sondern strategische Partner im Unternehmen. Auf Grundlage der aus der Unternehmensstrategie abgeleiteten Asset Management Strategie resultiert die Maintenance-Management-Strategie.
Eine einmalige Chance für produzierende Unternehmen
Im Forschungsprojekt i-Maintenance wurden Arbeitsunterlagen und Entscheidungshilfen zur praktikablen Festlegung der Asset und Maintenance Management Strategie (AMM-Strategie) erarbeitet bzw. finalisiert. Die Erfahrungen in den Pilotprojekten (z.B. bei Projektpartner Wien Energie (siehe dazu Beitrag „Asset Management am Prüfstand“») zeigen, dass sich die Unterlagen und Vorgehensweise in der Praxis bewährt haben.
Abbildung 2: Einflussgrößen und Gestaltungselemente der AMM-Strategie
(Quelle: dankl+partner consulting gmbh | MCP Deutschland)
Eine ausgearbeitete AMM-Strategie ist eine für den Betrieb einmalig erstellte und in weiterer Folge jährlich zu aktualisierende Planungsunterlage dar.
Die AMM-Strategie schafft folgende Möglichkeiten:
- Zielbeschreibung zur Bewirtschaftung und Weiterentwicklung der Anlagen
- Entscheidungsgrundlage für Entwicklungskonzepte bzw. -maßnahmen
- Grundlagen für die Kommunikation Richtung Geschäftsführung und anderen Abteilungen/Partnern
Die entwickelten Arbeitsunterlagen und Entscheidungshilfen bieten:
- hohe Praktikabilität (Vollständigkeit, Verständlichkeit und Anwendbarkeit)
- hohe Transparenz bei allen inhaltlichen Einschätzungen und quantitativen Bewertungen, die von den Teilnehmern akzeptiert werden können.
- Schriftliche, zielgerichtete Handlungsanleitungen konkrete Optimierungsansätze
Die Erkenntnisse aus der Asset Management und Maintenance Management Strategie bilden die Grundlage für viele weiteren Themenfelder der Digitalisierung – etwa den Einsatz von Software (siehe dazu Beitrag „Digitalisierung ohne Software“» und Beitrag „Predictive Maintenance“»), die Mitarbeiterqualifizierung (siehe dazu Beitrag „Welche Kompetenzen braucht Instandhaltung 4.0?“»), u.v.m.